Beschreibung von Rothbach
Rothbach liegt im Burzenland, 23 km nördlich von Kronstadt, am linken Ufer des Altflusses – da, wo der gleichnamige Bach in den Alt mündet. Zwischen dem Dorf und dem Altfluss verläuft die Eisenbahnstrecke Kronstadt – Reps – Schässburg und durch das Dorf führt die Verbindungsstraße Kronstadt – Reps – Schässburg.
In der sächsischen Ortsmundart heißt der Ort Roiderbrich, ungarisch Vörösmart, rumänisch Rotbav. Der Ortsname leitet sich wohl von dem Bach mit roten Ufern her und wird urkundlich erstmals im Jahre 1371 als Ruffa rippa, d.i. rotes Ufer, erwähnt. 1417 taucht erstmals die ungarische Namensform Veresmart auf, die ebenfalls rotes Ufer bedeutet. Die deutsche Namensform, Roderbach, wird urkundlich erstmals 1427 genannt.
Rothbach gehört zum Burzenland und wurde, wie auch die anderen Ortschaften um Kronstadt, etwas später besiedelt als das „Alte Land“ um Hermannstadt. Wie Urkunden der Kirchengemeinde Rothbach belegen, ließen sich ursprünglich etwa 20 sächsische Familien anderthalb Kilometer westlich des heutigen Ortskerns in einer Mulde am Bach (an der „Roiderbrich“) nieder. Kurz darauf sollen sie von Banden überfallen worden sein, wobei mehrere Bewohner verwundet wurden. Beim Waschen ihrer Kleider färbte sich das Wasser im Bach rot. Daraus wurde dann der „Rote Bach“ oder das „Rote Ufer“. Da der Standort der Siedlung nicht günstig war, verlegten die Bewohner ihren Wohnsitz weiter östlich an die Straße, die nach Nussbach und durch den Geisterwald führt.
Die Kirche, von deren ursprünglichen Mauern ein Großteil bis heute erhalten geblieben ist, wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Der ursprünglich romanische Stil wurde im Laufe der Jahrhunderte durch gotische und barocke Elemente bereichert. Der Glockenturm, ebenfalls 13. Jahrhundert mit gotischen Stilelementen, wurde mit einer Seite an die Westfassade der Kirche angebaut und hat drei freistehende Seiten. Im 15. Jahrhundert wurde der Rothbacher Turm als einziger Burzenländer Kirchturm wehrbar gemacht. Er wurde ummantelt und mit Schießscharten versehen.
Um das Jahr 1300 lebten in Rothbach bereits 70 Familien. Sie errichteten eine Verteidigungsanlage um die Kirche, die Platz bot für Vorratskammern, Werkstätten, Stallungen, eine Gemeindeküche, einen Bienenstand mit Körben u.a. Der Haupteingang lag an der Straße, gesichert durch einen Torturm. Unter dem Turm befand sich die sogenannte Schreibstube, deren Keller als Gefängnis diente. Die Einzelzelle ist auch heute noch zu sehen. Die Ringmauern der Burg wurden in einer Bauzeit von ca. 50 Jahren fertiggestellt. Wie schwer der Bau vonstatten ging, zeigt eine Bestimmung, wonach alle Burschen, die heiraten wollten, ohne fremde Hilfe innerhalb einer festgelegten Frist eine bestimmte Menge Bausteine aus dem Wald herbeibringen mussten. Wer das nicht schaffte, musste mit der Heirat bis zum nächsten Jahr warten. 1350 wurde der Bau der Kirchenburg beendet. Um die Burg war ein Wassergraben angelegt, und wenn die Feinde den Graben überschritten, wurden sie u.a. auch durch das Werfen von Bienenkörben abgewehrt.
Bei der ersten bekannten Volkszählung im Burzenland im Jahre 1510 ist Roderbach seiner Bevölkerungszahl nach die drittkleinste Ortschaft – es hatte damals 60 „Hauswirte“ und war damit lediglich größer als Nussbach mit 59 und Wolkendorf mit 42 Wirten. Aus dem gleichen Jahr stammt auch die erste Erwähnung einer Schule im Ort. An der Spitze des Ortes standen der Pfarrer, der Richter und zwei Geschworene (Borger). Sie hatten das Oberkommando auch bei Angriffen von außen.
Rothbach wurde mehrfach von Tataren, Türken (die brannten 1438 und 1464 den Ort nieder), Kosaken, Walachen und Moldauern überfallen und zerstört. So wurde 1603 die Wehrmauer der Kirchenburg stark beschädigt. Die Truppen des walachischen Fürsten Radu Şerban erstürmten die Kirchenburg, brannten sie nieder, metzelten die Verteidiger nieder und verschonten auch die übrige Dorfbevölkerung nicht. Das Feuer breitete sich rasch im Dorf aus, da die Häuser noch mit Stroh gedeckt waren. Die Überlebenden fielen danach auch noch den plündernden und mordwütigen Söldnern des österreichischen Generals Basta in die Hände und Hungersnot und Pest taten ein Übriges dazu, dass sich das Dorf nur sehr schwer wieder erholte. Doch die Burg wurde repariert, einer der beiden Türme abgetragen und das bisherige Eingangstor zugemauert. Ein neues Eingangstor entstand an der Stelle, wo es auch heute zu sehen ist. Der zweite Turm befand sich über dem alten, zugemauerten Eingangstor und wurde zum Kirchturm ausgebaut, wobei dem Wehrturm eine hohe Spitze aufgesetzt wurde. Als 1658 die Tataren ins Burzenland eindrangen, wurde Rothbach zum viertenmal in dem Jahrhundert eingeäschert. Das ganze Dorf, samt Kirche und Turm, brannte 1732 wieder ab. Turm und Kirche wurden 1738 wieder aufgebaut – die Kirche so, wie sie heute noch steht: mit Gestühl, Empore und Wendeltreppe.
Als besondere Sehenswürdigkeit der Kirche ist der aus Stein gehauene Predigtstuhl in der Saalkirche zu nennen. Der hölzerne Fußboden der Kirche hat sich stellenweise abgesenkt, weil sich darunter Begräbnisstätten befinden. 1708 erst wurde der neue Friedhof angelegt. 1908 wurden eine Kirchenorgel aus Pécs und eine Turmuhr aus Leipzig installiert. Im Turm hängen drei Glocken.
Vor der Eingangstür zur Kirche erkennt der aufmerksame Besucher drei Ringe, die am Türbalken eingemeißelt sind. Unter dieses Zeichen – „Vater, Sohn und Heiliger Geist“ – hatten unsere Vorfahren ihr Leben gestellt, nach der Reformation wurden die drei Ringe ferner als „Glaube, Hoffnung, Liebe“ gedeutet. Sie sind auch im Wappen Rothbachs zu sehen.
Die Bewohner von Rothbach waren bis zur Enteignung von 1945 hauptsächlich Bauern, Gewerbe und handwerkliche Betriebe (Tischler, Wagner, Zimmerer, Maurer, Schuhmacher, Sattler, Schneider, Friseure, Maler, Metzger, Schlosser, Schmiede, zwei Mühlen und drei Gaststätten) dienten nur zur Eigenversorgung der Bevölkerung.
1942 zählte der Ort 469 Sachsen, 1986 waren es noch 251. Im Ersten Weltkrieg fielen 21, im Zweiten Weltkrieg 33 und in der Verschleppung in die Sowjetunion starben neun Rothbacher Männer. Viele Kriegsgefangene und Russlanddeportierte kehrten nicht nach Siebenbürgen zurück, sondern kamen nach Deutschland. In den Nachkriegsjahren nahm dann die Auswanderung zu, die nach der Wende von 1989 sprunghaft anstieg.
Anfang 2009 lebten noch 23 evangelische Seelen in Rothbach. Rothbach hat keinen Pfarrer mehr, der Gottesdienst wird von Seelsorgern aus anderen Gemeinden versehen. Die Menschen, die heute noch in Rothbach wohnen, leben nicht mehr in einer geschlossenen Gemeinschaft, es fehlt auch ein Ansprechpartner für gemeindliche Belange.
Die Heimatortsgemeinschaft (HOG) Rothbach in Deutschland
Die HOG Rothbach, die Nachbarschaft oder der Zusammenschluss der Rothbacher in Deutschland, wurde 1984 von Hans Roth und Gerhard Thiess im Gasthaus „Roter Hahn“ in Dinkelsbühl gegründet. Ihr Ziel ist es, den Zusammenhalt und die Verbundenheit aller Rothbacher zu erhalten. Der erste Heimatbrief wurde im Dezember 1988 an alle beitragzahlenden Mitglieder verschickt.findet derzeit jedes dritte Jahr in Würzburg statt und wird durch Spenden finanziert.
In den Jahren des kommunistischen Regimes in Rumänien hat sich die HOG Rothbach vor allem für Hilfe zugunsten der im Heimatort verbliebenen Landsleute eingesetzt; Spenden und Beiträge ermöglichten viele Paketsendungen, die über das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen befördert wurden. Nachbarvater Hans Roth fuhr oft selbst nach Rothbach, um die Pakete vor Ort zu verteilen.
Seit der Gründung der HOG war Gerhard Thiess als Schriftführer tätig, dann war er HOG-Vorsitzender und verantwortlich für den Heimatbrief. Ihm folgte Hans Leer im Amt. 2009 hat die HOG Rothbach 114 zahlende Mitglieder, die jedes Jahr im Dezember den Heimatbrief und einen Burzenländer Kalender erhalten. Das Rothbacher Treffen findet derzeit jedes dritte Jahr in Würzburg statt und wird durch Spenden finanziert.