Beschreibung von Honigberg
Honigberg liegt im Burzenland, 10 km östlich von der Stadtmitte Kronstadts entfernt. Es wird sächsisch Hoenschbrich, rumänisch Hărman, ungarisch Harmány oder Szászharmány genannt.
Ortsname
Zu Entstehung des Ortsnamens gibt es mehrere Erklärungsversuche: Am nahegelegenen Berg Leimpesch soll es viele wilde Bienenschwärme gegeben haben, worauf der „Berg aus Honig” zurückgeführt wird. Ebenso könnte der Ortsname aus der Urheimat mitgebracht worden sein: Bei Aachen soll es eine Ortschaft Honigberg geben und am linken Rheinufer, bei Koblenz, wird ein edler Tropfen, der Honigberger, gekeltert. Schließlich wird die rumänische und ungarische Benennung auf den Namen Hermann, den Anführer der ersten Siedler bei Honigberg, zurückgeführt.
Das Wappen Honigbergs zeigt eine Kugel (Erdball), darauf verschmelzen die Buchstaben F und T ineinander. Sie stehen für „Frater Teutonicus”. Auf dem ältesten Gemeindesiegel befinden sich links der Kugel eine Rose und rechts davon eine Tulpe.
Die älteste Urkunde, in der Mons Mellis (= Berg aus Honig) erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 1240. Damals verlieh König Béla IV. dem Zisterzienserorden das Patronat über die Kirchen von Marienburg, Petersberg, Honigberg und Tartlau. Im Jahr darauf folgte der große Mongolensturm.
1421 erfolgt der erste Türkenüberfall. Honigberg wird zusammen mit Petersberg, Heldsdorf, Brenndorf, Weidenbach und Wolkendorf geplündert und verheert. 1432 fallen die Türken erneut in die Burzenländer Gemeinden ein.
Es folgen weitere Überfälle (durch Türken, Tataren, Wallachen, Moldauer, Szekler, Kurutzen) sowie Naturkatastrophen:
- 1553, 1572, 1603, 1660, 1718-1719 grassiert die Pest in Honigberg (es sterben 449 Menschen),
- 1338, 1542, 1609, 1691 verwüsten Heuschrecken die Felder,
- 1509, 1533, 1622, 1658 hat Honigberg mit Überschwemmungen zu kämpfen,
- 1552 macht Stefan der Große Honigberg der Erde gleich, ohne jedoch die Kirchenburg einzunehmen,
- 1593 und 1600 brennt Honigberg ab,
- 1602 zerstört Radu Vaida und
- 1603 der kaiserliche General Basta mit seinen Wallonen die Gemeinde,
- 1612 belagert Gabriel Bathory erfolglos die Kirchenburg.
Kirche und Kirchenburg:
Die Kirche wird zwischen 1280 und 1300 gebaut, nach romanischem Bauempfinden begonnen und mit vielen gotischen Bauelementen vollendet. Bei der dreischiffigen Basilika wird der quadratische Chor von zwei Kapellen flankiert: die südliche Kapelle behält ihre ursprüngliche Form bei, während die nördliche später zu einer Sakristei umgebaut wird. Eine pittoreske Eigentümlichkeit der Kirche bilden die Vorratskammern, die sich wie Schwalbennester unter der Traufe an das Mittelschiff schmiegen. Der Glockenturm mit seinen acht Geschossen befindet sich im Westteil des Mittelschiffes und wird von den beiden Seitenschiffen flankiert.
Die Kirchenburg ist mit ihren 14.526 qm und einem Umfang von 430 m (ohne den heute nicht mehr erkennbaren dritten Mauergürtel) als Fläche eine der größten Kirchenburgen Siebenbürgens. Der dreifache Mauergürtel um die Kirche ist ungefähr kreisrund. Der innere Bering ist 12 m hoch und an der Basis 4 m stark. Die Ringmauer ist mit sieben viergeschossigen Türmen versehen, die an ihren Außenecken mit 4-5 m hohen Mauern verbunden sind und dadurch einen Zwinger bilden. Der größte der sieben Ringmauer-Türme ist der Fleischerturm. Der südwestliche Turm ist fünfeckig und der östliche hat als einziger ein Pultdach und beherbergt eine mit Wandmalereien ausgestattete Kapelle aus dem 15. Jahrhundert. Bei dieser Darstellung des Jüngsten Gerichtes handelt es sich um eines der wertvollsten Malerei-Ensembles in siebenbürgischen Kultstätten.
Bevölkerung:
Jahreszahl |
Einwohner |
Sachsen |
1510 |
528 |
528 |
1765 |
1.085 |
780 |
1814 |
1.701 |
1.125 |
1900 |
2.189 |
1.210 |
1940 |
3.029 |
1.429 |
1980 |
5.464 |
1.100 |
1998 |
? |
147 |
1999 |
? |
139 |
2000 |
? |
138 |
2001 |
? |
138 |
2002 |
? |
134 |
2003 |
? |
127 |
2004 |
? |
122 |
2005 |
? |
120 |
2006 |
? |
119 |
2007 |
? |
120 |
2008 |
? |
111 |
Der Erste Weltkrieg kostet 50, der Zweite Weltkrieg 75, und die Russlanddeportation 36 Honigbergern das Leben. 1952 werden 114, zum größten Teil ältere Gemeindemitglieder zwangsevakuiert.
Honigberg ist vor dem Zweiten Weltkrieg von der Landwirtschaft geprägt. Nach der Enteignung pendeln die meisten Menschen zum Arbeiten nach Kronstadt.
Die ev. Kirchengemeinde Honigberg ist zur Zeit gut organisiert. Kuratorin Erika Popescu (geb. Schmidts) und das Presbyterium sind bestrebt, das Vorhandene so weit wie möglich zu erhalten und zu verwalten.
Im Honigberger Pfarrhaus bestehen Übernachtungsmöglichkeiten. Von Mai bis September stehen den Besuchern schöne Fremdenzimmer mit Nasszellen und gemeinsamer Küche zur Verfügung. Anmeldungen erfolgen über die Kuratorin Erika Popescu, Tel. 0040 268 367 259.
Die Honigberger Nachbarschaft in Deutschland
Bis zum ersten Nachbarschaftstreffen am 2. und 3. Oktober 1982 treffen sich die Honigberger jedes Jahr beim siebenbürgischen Heimattag in Dinkelsbühl in ihrem Stammlokal „Goldener Anker“, Untere Schmiedgasse 22. 1982 wird Albert Zacharias zum ersten Nachbarvater gewählt, 1990 dann Stefan Thiess, 1994 Peter Bedner und 2002 Anton Madlo.
Seit 1982 findet das Honigberger Heimattreffen jedes zweite Jahr statt. Im Jahre 2008 fand unser Heimattreffen in Rothenburg o. d. Tauber, in der Reichsstadthalle, statt und wird 2010 voraussichtlich ebendort stattfinden.
Ziel der Honigberger Nachbarschaft in Deutschland ist es, den Zusammenhalt und die Verbundenheit aller daran interessierter Honigberger, wo immer sie auch leben, zu erhalten. Die Honigberger Nachbarschaft in Deutschland zählt z. Z. ca. 550 Mitglieder.
Unsere Zeitung, der „Honigberger Heimatbrief“, erscheint seit 1984 jedes Jahr zu Pfingsten in einer Auflage von 850 Stück. Sie dient zur Information der Honigberger in Deutschland, Honigberg, England, Österreich, Frankreich, Kanada usw.
Jedes Jahr beteiligen wir uns am Pfingstsonntag mit einer Gruppe Trachtenträger am traditionellen Trachtenumzug beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen.
Anton Madlo