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Karl-Heinz Brenndörfer

Karl-Heinz Brenndörfer
Karl-Heinz Brenndörfer Foto: Albert Stamber

Ein herausragender Kenner der Zeitgeschichte Siebenbürgens;
Karl-Heinz Brenndörfer, Buchautor und ehemaliger Leiter der HOG-Regionalgruppe Burzenland, wird 80

Karl-Heinz Brenndörfer erfüllt am 18. März sein 80. Lebensjahr in Edingen-Neckarhausen bei Heidelberg/Mannheim. 40 Jahre hatte er mit seiner Frau Renate in Stuttgart gelebt, voriges Jahr zog das gesunde Ehepaar in die Nähe der beiden Töchter in eine altersgerechte Wohnanlage in Rhein-Neckar-Kreis um. Brenndörfer blickt nicht nur zurück auf ein erfolgreiches Berufsleben und einen herausragenden Einsatz für unsere Gemeinschaft, sondern mit ungebrochener Schaffenskraft richtet er seinen Blick nach vorne. Seine ehrenamtliche Aktivitäten hat er abgegeben und widmet sich nun mit großer Leidenschaft seinem Hobby: der siebenbürgischen Zeitgeschichte und den heimatkundlichen Forschungen.
2009 ging Karl-Heinz Brenndörfer zwar in den Ruhestand, aber als Fachmann für Regelungstechnik im Bereich Heizung, Klima, Sanitär arbeitete er bis 2015 gelegentlich für seinen früheren Arbeitgeber weiter. Danach befindet er sich nun endgültig im beruflichen Ruhestand. „Man muss wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, aufzuhören“, sagte er sich und gab konsequenterweise 2019 auch sein Ehrenamt als Leiter der HOG-Regionalgruppe Burzenland ab. Er freut sich, dass sein jüngerer Nachfolger Manfred Binder mit seinem ebenfalls verjüngten Team die Arbeit erfolgreich weiterführt.
Karl-Heinz Brenndörfer wurde am 18. März 1944 in Heldsdorf als jüngstes von sechs Geschwistern geboren. Er besuchte die Volksschule in der Burzenländer Großgemeinde, absolvierte das Honterus-Gymnasium und nach der Reifeprüfung eine dreijährige Fachschule in Kronstadt, wonach er als qualifizierter Elektrotechniker für Maschinen und technische Ausrüstungen im Wälzlagerwerk Kronstadt tätig war.
Schon in Heldsdorf übernahm er Verantwortung in der Nachbarschaft, z.B. als einer der Organisatoren und praktischen Umsetzer der Kanalisierungsarbeiten in der Türkgasse. 1982 reiste die Familie nach Deutschland aus, seit 1986 war er ununterbrochen für die Heimatortsgemeinschaften aktiv, von 1992 bis 2007 war er als erster Vorsitzender der HG Heldsdorf zugleich für die Redaktion und Herausgabe des Heimatbriefes Wir Heldsdörfer verantwortlich. Eine Blütezeit verzeichnete die HOG-Regionalgruppe Burzenland von 2007 bis 2019 unter seiner Leitung, unterstützt im Vorstand von seinem Stellvertreter Udo Buhn (Zeiden), der Schriftführerin Rosemarie Chrestels (Neustadt) und der Kassenwartin Krimhild Bonfert (Schirkanyen). Ein jährlicher Burzenländer Kalender und eine Chronik der Blaskapellen (2013) wurden herausgegeben, die Wappen wurden registriert, die Wirtschaftsgeschichte und Trachten des Burzenlandes erforscht, das Jubiläumsjahr 2011 wurde sowohl beim Heimattag in Dinkelsbühl als auch beim Sachsentreffen in Kronstadt gefeiert, die Beziehungen zum Forum, zur Kirche und den Heimatgemeinden wurden gefestigt, um nur einiges zu nennen. Auch die Vernetzung der sächsischen Einrichtungen in Deutschland lag ihm am Herzen: Brenndörfer wirkte von 2005 bis 2011 als stellvertretender Vorsitzender des HOG-Verbandes und von 2011-2013 als dessen interimistischer Vorsitzender.
Seine zeitgeschichtlichen Forschungen fanden ihren Niederschlag in eigenen Büchern: „Banditen, Spione oder Helden? – Bewaffneter antikommunistischer Widerstand in Rumänien 1948-1962“ (2005), bei dem inzwischen die vierte Auflage aufgebraucht und das auch in rumänischer Sprache erschienen ist, „Tatort Burzenland – von Kriminalfällen und anderen Katastrophen“ (2007). „Der Schwarze-Kirche-Prozess 1957/58. Erlebnisberichte und Dokumentation“ zusammen mit Thomas Şindilariu (2011, herausgegeben von der Honterusgemeinde Kronstadt). Die Dokumentation „Die Elektrifizierung des Burzenlandes“ brachte er 2015 als Buch heraus. Danach machte er sich an die schon seit über 20 Jahren geplante neue Chronik von Heldsdorf. In dem Heimatbuch „Heldsdorf – Eine aktualisierte Chronik“ erfasste er teilweise zwei ältere Chroniken von Heldsdorf. Das im Jahr 2020 erschienene Heimatbuch fand reißenden Absatz unter den Heldsdorfern, so dass 2021 eine zweite Auflage bestellt werden musste und im selben Jahr eine gekürzte Fassung der Chronik in rumänischer Sprache herausgebracht wurde.
Ein weiteres sehr zeitintensives Hobby ist die Digitalisierung von Heimatblättern. Dafür hat Brenndörfer eigene Suchverzeichnisse entwickelt und einige Heimatblätter der Nachbargemeinden auf diese Art archiviert. Der HOG-Regionalgruppe Burzenland ist er weiterhin treu geblieben und hilft, wenn es gewünscht wird, beispielsweise beim Layouten der jährlichen Protokollhefte. Pünktlich zur Übergabe seines Amtes erstellte er eine Burzenländer Datenbank, in der nun sämtliche Publikationen und andere Daten der Regionalgruppe in digitaler Form leicht zugänglich sind.
In letzter Zeit hat Brenndörfer einige Abhandlungen mit autobiographischem Charakter über das Honterus-Internat 1958-1962, die Technikerschule „Steagul Roşu“ in Kronstadt 1962-1965 und den Wehrdienst in Rumänien 1966/67 in verschiedenen Periodika veröffentlicht.
Ein geschichtliches Thema möchte Brenndörfer noch aufarbeiten, und zwar den unseligen Streit zwischen Konservativen und Erneuerern, der in den 1930er Jahren unseren Volksstamm erfasst hatte. Der Streit hatte in Heldsdorf besonders krasse Formen angenommen. Das Kirchenarchiv in Heldsdorf wurde inzwischen geordnet und ein Findbuch erstellt; das Material ist nun zugänglich. Nach seiner Meinung sollte diese Zeit aufgearbeitet werden, solange noch das nötige Grundwissen vorhanden ist. Eng damit verbunden ist auch die Geschichte der „Bauernhilfe – Erzeugung- und Absatzorganisation“. Über diese unter Kriegsbedingungen und nationalsozialistischer Propaganda geschaffene, kurzlebige Organisation (1938-1944), gibt es zwar kein Archivmaterial, aber einen Bericht der ehemaligen Amtsträger, der in allgemein verständlicher Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.
Ein weiteres Hobby, das ihm sehr am Herzen liegt, ist die Bekanntmachung des richtigen Burzenländer Baumstriezels. Seit etwa 2010 habe sich der Baumstriezel unter der Bezeichnung chimney cake weltweit verbreitet, mittels der in China gebauten Backgeräten sei er nun auch in Singapur bis Australien angelangt. Leider sei diese Verbreitung ganz kommerziell ausgerichtet, die Formen und Zutaten hätten mit dem Original kaum noch etwas zu tun. Deshalb widmet sich Karl-Heinz Benndörfer nicht nur dem Baumstriezelbacken, sondern baut auch die entsprechenden Gerätschaften und Hilfseinrichtungen, mit denen in jeder häuslichen Küche richtiger Baumstriezel gebacken werden kann. Als neues Mitglied der Kreisgruppe Heidelberg – Mannheim des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ist der Baumstriezel dank Brenndörfer inzwischen zu einem beliebten Gebäck bei Veranstaltungen geworden.
Wir wünschen dem Jubilar zu seinem 80. Geburtstag und darüber hinaus viel Schaffenskraft, Gesundheit und Glück im Kreise seiner Familie und der vielen Freunde unter seinen Landsleuten, die ihm dankbar sind für sein gemeinschaftliches Engagement. Siegbert Bruss

(Siebenbürgische Zeitung, Folge 4 vom 11. März 2024)