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Das Honterus-Denkmal wurde wieder beraubt

Nach dem Schlußkonzert des "Musica Coronensis"-Festivals am Sonntag Abend (18.10.2009) wurde festgestellt, daß die westliche Relieftafel am Honterus-Denkmal in Kronstadt aus ihrer Halterung teilweise herausgerissen wurde und am Montag in der Früh stellte sich heraus, daß die östliche Relieftafel ganz verschwunden ist.
Es ist nun schon das zweite Mal seit jenem Januar 1999, als die westliche Relieftafel gestohlen wurde, daß das Honterus-Denkmal Ziel und Opfer eines Raubfalls wurde, obwohl seit dem Oktober 2000 ein Eisengitterzaun den direkten Zugang zum Denkmal behindert.
Das Honterusdenkmal wurde am 21. August 1898 aus Anlaß der Wiederkehr des 400. Geburtstages der Humanisten und Reformators Johannes Honterus (1498 - 1549) eingeweiht und ist das Werk des Berliner Bildhauers Harro Magnussen (1861 - 1908).
Am Sockel des Denkmals befinden sich westlich und östlich je eine Relieftafel aus Bronze von 81 cm Breite und 70 cm Höhe. Die westliche Tafel zeigt Honterus in seiner Druckerei, deren erste erhaltene Drucke aus dem Jahre 1539 stammen. Diese Tafel wurde im Janaur 1999, als um die Kirche noch der Zaun der Renovierungsbaustelle stand, von einigen Kindern gestohlen und als Altmetall verkauft. Die hervorstehenden Köpfe und das Buch in der Hand von Honterus boten dabei günstige Anhaltspunkte für die Aushebelung der Platte, deren Halterung nach 101 Jahren nachgab.
Durch den beispielhaften Einsatz des in Kronstadt 1937 geborenen und in Augsburg lebenden Wilhelm Roth konnte im Oktober 2002 eine von ihm angefertigte Replik der westlichen Relieftafel anstelle des Originals angebracht werden (http://www.wilhelm-roth.de/Denkm/01_denk.htm).
Diesmal wurde die östliche Tafel gestohlen. Sie stellt Honterus als Stadtpfarrer dar, wie er einem Kranken in Anwesenheit der Familienmitglieder das Heilige Abendmahl reicht.
Am unterern Rand des Relief steht in gotischen Majuskeln "Wachet und betet", der Wahlspruch von Honterus aus dem Matthäusevangelium 26,41.
Johannes Honterus war vom 22. April 1544 bis zu seinem Tod am 23. Januar 1549 evangelischer Stadtpfarrer von Kronstadt, nachdem er im Jahre 1543 das sogenannte "Reformationsbüchlein" im Auftrag des Stadtrates geschrieben und veröffentlicht hatte und danach auch dessen "Apologie".

Die Entfernung der östlichen Reliefplatte wurde durch die Dunkelheit am Tatort begünstigt, der relativ im Schatten liegt, während sonst die Kirche und auch die westliche Seite des Honterusdenkmals von Scheinwerfern angestrahlt wird.
Der Diebstahl wurde der Polizei gemeldet, die mit den Untersuchungen begonnen hat.
Die von den Dieben nur teilweise losgelöste westliche Replikplatte wurde vom Wirtschaftsamt der Schwarzen Kirche gänzlich abgenommen, um sie vor Diebstahl zu schützen. So steht das Honterusdenkmal erstmals nach 111 Jahren ohne seine beiden Seitenreliefs da, hoffentlich nicht für zu lange Zeit, um den zahlreichen Besuchern wieder den Anblick des vollständigen Denkmals zu bieten.

Kronstadt, 19. Oktober 2009, Gernot Nussbächer